Rock 'n' Roll
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Der Ursprung des Rock 'n' Rolls liegt in New Orleans Memphis und Chicago. Hier bekamen Schwarze Plattenverträge um ihre Musik (Rhythm & Blues, Blues, Gospel, etc.) aufzunehmen, die in Kneipen zum Tanzen gespielt wurden. Für diese sogenannten "Race-Records" gab es in Amerika extra schwarze Hitparaden, die von den Charts der weißen Musik (Dixieland, Schlager, Country & Western, etc.) abgegrenzt wurden. Diese durch die Plattenlabel und Radiostationen forcierte, diskriminierende Teilung der Hitparaden scheiterte allerdings an den Musikern, die beide Stilrichtungen bunt mischten.

Seit den 50er Jahren wurden von den deutschen Plattenfirmen hitverdächtige Aufnahmen aus den USA übernommen und hier herausgebracht. Hierbei handelte es sich vorwiegend um Swing und Jazz aus Amerika (Glenn Miller, Louis Armstrong etc.), der sich in den Nachkriegsjahren in Deutschland etabliert hatte und Anerkennung fand.


Louis Armstrong ("Satchmo")

So kam der Umkehrschluß zustande, das alles was aus Amerika kam für Jazz gehalten wurde. Die alten Herren der Plattenfirmen waren damals überfordert, die verschiedenen Stilrichtungen auseinander zu halten. Man dachte damals schon gar nicht daran, besondere Musik für Jugendliche auf Platte zu pressen, da die Teenager nicht als Käufergruppe von Schallplatten für möglich gehalten wurde.


Bill Haley & the Comets

So kam es, das die Platte "Rock around the Clock von Bill Haley" als Jazz-Platte in Deutschland vorgestellt wurde. Die Beachtung war mäßig. Bill Haley eignete sich aufgrund seiner Erscheinungsweise und Figur nicht zur Identifikationsfigur für Teenager.


Erst mit dem Film "Saat der Gewalt" (Originaltitel: Blackboard Jungle) mit "Rock around the clock" als wurde diese Single 1955 zur Hymne der Teenager.

Die Geschichte dieses Filmes ist nach heutigem Verständnis eher harmlos: Böse Jugendliche rebellieren gegen einen netten Lehrer, wobei die guten Schülern in dem Film für ein Happy End sorgen. Da dieser Film auch Jugendkrawalle auslöste, wurde erstmalig Rebellion, Jugend und Rock 'n' Roll miteinander in Verbindung gebracht. Während einer Konzerttournee von Bill Haley durch Deutschland wurden ganze Konzerthallen durch Teenager verwüstet. Danach galt in Deutschland die Gleichung: "Rock 'n' Roll = Krawall". Die festgenommenen Rock 'n' Roll Fans waren vorwiegend Jugendliche aus einfachen Schichten und wurden als Halbstarke bezeichnet. So bekam der Rock 'n' Roll sein Image der Aufruhr und wurde als gewalttätig eingestuft. Das es sich hier um eine Minderheit von Jugendlichen handelte, die dem neuen Musikstil zusprachen und das neue Lebensgefühl auskosteten, wurde von den meisten übersehen.

Der Musikgeschmack der meisten Jugendlichen wich im Allgemeinen gar nicht so stark von dem der Elterngeneration ab. Das waren "Heimatklänge" mit dem Rhythmus bayrischer Trachtenkapellen, sowie schmalzige Balladen (z.B. "Die Caprifischer" und "Das alte Försterhaus").

Im Nachkriegsdeutschland galt der Zweck der Kindererziehung hauptsächlich dem Ziel, die Jugendlichen an die Erwachsenenwelt anzupassen. Die Jugendlichen hielten es für erstrebenswert, in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten. 


James Dean

Marlon Brando

Idole waren Mangelware: Damalige Schlagersänger verkörperten entsprechend auch die spießige Nachkriegsgesellschaft und die politische Landschaft wurde ausnahmslos durch Greise vertreten, (z.B. Adenauer) . Nun kamen aus Amerika auf einmal Stars, die frisch, ungehobelt und eben ganz anders waren. Es waren Stars, so alle um die 25 Jahre, wie James Dean, Marlon Brando, Elvis Presley, Jerry Lee Lewis, Duane Eddy, etc.

Die Filme, die zu dieser Zeit aus Amerika nach Deutschland kamen, vermittelten den Jugendlichen ein völlig neues Ideal. Ein Ideal, in dem die Helden sich lässig und cool geben. Das Image gleicht dem des unverstandenen Rebellen und Außenseiter mit der Zigarette im Mundwinkel. Das war neu und fortan wurden der Rock 'n' Roll und die Mode mit den lässigen Jeans und den Petticoats die Identifikationssymbole der Jugend und diese standen für den Freiheitsdrang schlechthin, sowie für die Abgrenzung gegen das Spießbürgertum.


Das Milliondollar Quartett: v.l.n.r:
Jerry Lee Lewis, Carl Perkins,
Elvis Presley, Johnny Cash

Als die RCA die ersten Platten von Elvis Presley (Rockabilly – Hillbilly und R&B) in Deutschland veröffentlichte wurde der Rock 'n' Roll in Elvis Presley personifiziert und die Teenager bekamen ihr Idol.

Die Elterngeneration reagierte mit Verklemmtheit und Ablehnung auf diese neue Jugendkultur. Für sie waren es Halbstarke, die Negermusik hören um anschließend Krawall zu machen.

In Deutschland wurden die anzüglichen Originalstücke der Rock 'n' Rollstars kaum gespielt. Sie galten als moralisch bedenklich und würden die Jugend verderben. Schnell kamen daher entschärfte deutsche Versionen auf den Markt. Somit wurden Cornelia Froboes (Teenager-Melodie) und Peter Kraus (Sugar, Sugar Baby) die ersten deutschen Teenagerstars.


Autogrammkarte:
Cornelia Froboess

Autogrammkarte: Peter Kraus

Auch der Kommerz stellte sich schnell ein. Die Bravo kam als erste Jugendzeitschrift heraus und die Stars wurden als Starschnitt herausgebracht. Um seinen Lieblingsstar in Lebensgröße Zuhause an die Wand hängen zu können, war es notwendig, mehrere Ausgabe hintereinander zu kaufen.

        

Der Rock 'n' Roll war nun gezähmt, war gesellschaftsfähig geworden. Er hatte das ursprünglich Wilde verloren und ist durch seine Entschärfungen gesellschaftsfähig geworden. Trotzdem ist der Grundstein für die weiter entstehende Jugendkultur gelegt und die Käufergruppe "Teenager" hat sich ins Bewußtsein der Musik- und Modeindustrie eingeprägt. 

 

Quelle: Neues Funkkolleg des WDR:
Jugendkultur und Popmusik (C)1998/99

 

 
     
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last Update:
13.03.2000